Feuer

Verse für die Choleriker, denen man Feuer, Sommer, Mittag und die Adoleszenz zuordnet.
Die appellativen und derben Gedichte.
Vom Schmägedicht bis zur Gossenlyrik. Auch mit einem Gedicht von Julia Engelmann, von mir selbst geschrieben.

Sollte Ihnen ein hier eingereihtes Gedicht eher den anderen Kategorien Erde, Luft oder Wasser entsprechen, bitte ich, mir eine Nachricht über www.hirnpoma.de zukommen zu lassen!

Dois Rios & das zweitausenddreihundertdreiunddreißigste Gedicht

Der Ort Dois Rios auf der Ilha Grande

Regen, natürlich!

Dass durch einen Regenwald
Regelmäßig Regen schwallt,
Liegt in der Natur vom Wort.

Hier ist Regen Heiliges
Und nichts Gegenteiliges -
Buch' halt keine Tour nach dort!

Parque Estadual & das zweitausenddreihundertzweiunddreißigste Gedicht

Im Parque Estadual der Ilha Grande

Der Ausreißer

Bist von einem Zuhause weggelaufen,
Dass es in dieser Art nicht mehr gibt.
Und du könntest dir jederzeit kaufen,
Dass überall dich jemand liebt.

Die dir versagten Ritterschläge
Werden längst nicht mehr eingeübt.
Ein Kosmos voller Fehlbeträge
Hat alle Bilanzen getrübt.

Trotzdem träumst du von keinem besseren Leben -
Denn das Träumen an sich trägt die Schuld!

Du wirst dich energisch vorm Nachtisch erheben.

"Was sollte denn das?" - "Das ist Kult!"

Lagoa Rodrigo de Freitas & das zweitausenddreihundertdreißigste Gedicht

Blick vom Corcovado auf Ipanema Beach und Lagoa Rodrigo de Freitas

Schau an, ausgerechnet Robert!

Kennst du die Earpods-Trägerzahlen
In den Airport-Pendelbahnen?
Kennste nich und willste nich kennen?!

Aber der Robert,
Der dort fürs Rohr bohrt
Und nie dir ein Wort wehrt -
Der kennt die Zahlen
Und kann sie dir nennen!

Favela-Spiegelung & das zweitausenddreihundertfünfundzwanzigste Gedicht

Die Favela Gamboa im Spiegel der Neubauten

Befriedet

Dein Aufruhrbegehren war stets etwas weird,
Nun hab'n manche Lehren dich pazifiziert,
Bist immer noch Insel, doch fügst dich dem Meer,
Warst hartes Gerinnsel, nun rügst du meist fair.

Den Frieden zu finden, heißt ihn zu erzwingen -
Es kann das Sich-Winden nicht ewig gelingen.
Erwies rüder Stolz nicht beizeiten als falsch sich?

Fast müd zuckt die Klinge - und irrt sich gewaltig.

Alle Rechte bei Markus Berg, der das Gedicht im Rahmen der Rio-Spendenaktion 2023 erstanden hat.

Oide Wies'n & das zweitausenddreihundertundzwanzigste Gedicht

Im Museumszelt der „Historischen Gesellschaft Bayerischer Schausteller e.V.“

Zwischengeschlechtliches

Wie hab ich seibernd dreingeluchst,
Wo sie statt unter- ungebuxt
Ihr wabernd "so ist recht"-Geschlecht
Reich frei entfaltet ausgeflächt,
Als sei 'ne Reihe von Rekorden
Für neue Ären einzunorden.

Hab so stark drauf- wie dreingeäugt,
Dass jetzt voll Gram mein Blick sich beugt
Und nach solch warmen Halten sucht,
Die spaltenarme Zeit verflucht -
Als sei die Folge von Genüssen,
Dass Weitre weiters folgen müssen,
Um seinen Pegel auch zu halten
(und in der Regel geht's um Spalten).

Doch heut, vor dir zu sehr bebuxten
Schaff ich's nicht mal zur verdrucksten
"Magst du dich ma auszieh'n?"-Frage
Für die Mild'rung meiner Lage.
Ich witt're hier klar ein Gebiet,
Das unenthüllt mich runterzieht -
Anstatt du's mit dem Büxlein tust!

Worauf des Glücks Verzückt-Sein fußt.
Magst du gemäß solch' Sehnen
Die Hosenbünde dehnen?

Fundbüro Wuppertal & das zweitausenddreihundertundachtzehnte Gedicht

DB-Fundbüro in Wuppertal, von neuen Bewohnern gefunden

Zu lang geschwiegen

Zu lange schweigen
Heißt: Rhythmus vergeigen,
Abseits zu landen vom einstigen Reigen

Zu lang zu schweigen
Bedingt abzusteigen,
Heißt: Weißheit verbeigen,
Zertretene Zehchen,
Heißt: irgendwie sich ohne Nirgends verlier'n,
Dringt letztlich gesetzlich als Leerstand ins Hirn
Und kommt zum Ende nicht zur Ruh.

Trotz Likes zeigt sich dann Blut im Schuh.

Neuer See Tiergarten & das zweitausenddreihundertundfünfzehnte Gedicht

Film auf dem Neuen See im Berliner Tiergarten

Im Widerstreben

Ich werde womöglich mich nie dran gewöhnen,
Dass man sich an alles gewöhnt.
Sollt' ich denn dem Pool der Gewohnheiten höhnen,
Wenn alles in mir klagend stöhnt?

Ausgeflogen & das zweitausenddreihundertunddreizehnte Gedicht

Unsere an die Gentrifizierung verlorene Wohnung in der Tengstraße 4.

Schönen Gruß an den Nachmieter

Normalerweis' bin ich zu Amei-
Sen doch eher gräuslich -
Heut scheiß ich drauf, weil raus. Ja, mei,
Dann macht's euch hier fei häuslich
Und seid dem neuen Herrn am Herd
Sehr gerne eine Plage!

Lang fand ich euch bekämpfenswert -
Nun wünsch ich schöne Tage!

Abflugbereitschaft & das zweitausenddreihundertundzwölfte Gedicht

Unsere an die Gentrifizierung verlorene Wohnung in der Tengstraße 4.

Die Nachmieter

Schon sitzt die Waffenindustrie
Bei mir auf dem Balkon
Ich war so sehr "Mich trifft es nie!" -
Das hat man nun davon!

Die wringt jetzt bald ihr Pimmilein
In den verwaisten Bottich
Und etabliert das Unverzeih'n,
Malt alle Zukunft grottig.

Schon sitzt die Rüstungsindustrie
In meiner schnieken Wanne -
Zwar abgetaucht, doch sicher nie-
Mals eingeschäumt vom Funne,
Denn wir einst lieblich ausgekost'.

Jetzt bürstet sich der Rüstungsrost
An Herrn von Zu'stens Pimmilein.

Ich wärm mich an mein' ärmlich' "Nein!".

Wenn brünftig Euch auch Segen narrt,
Ihr Günstlinge der Gegenwart:
Das, was ihr mir genommen,
Berangt ihr nicht,
Verzwangt ihr nicht -
Ihr werdet's nie bekommen!

Telux & das zweitausenddreihundertundachte Gedicht

Am Soziokulturelles Zentrum Telux / Hafenstube auf dem Gelände der Glasfabrik in Weißwasser

Gentrifiziert

Und mit knisterndem Knackser knuspert zu dir
Der Taubenabwehrdraht.
Er nimmt deine Taubheit in spe ins Visier
Und bringt sich schon in Fahrt.

Ganz leise sirrt's: Die Stadt wird nie
Dich voll willkommen heißen.
Misstraue allen Lächeln, die
Vollkommen auf dich scheißen!

Du bist hier fremd und wirst's, verdammt,
Kein Leben lang hier bleiben!

Und aller Strom droht insgesamt,
Per Stoß dich zu vertreiben ...

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